23.07.2020

Fastenstart einer Stammkundin

Anreise und Fastenstart

Heute morgen ist wieder der Tag an dem ich in die Berge reisen werde. Ich werde wieder Fastenwandern. Ich mache das jetzt schon zum fünften mal. Ich freue mich schon riesig darauf. Ich sitze im Zug nach Chur und fahre ab, mit Erwartung und Gelassenheit, und ohne Hunger, denn es ist eine Kopfsache, das mit dem Hunger. Ich geniesse die raue Landschaft, je weiter ich mich Andeer in Graubünden nähere. Meine Beine fühlen sich schon grossartig an und sind bereit zu laufen. Sie müssen sich noch etwas gedulden im Zug. Ich sehne mich danach, meinen Körper zu spüren und im Geist loszulassen von professioneller Effizienz.

Kein Multi-Tasking mehr. Ich denke an den weiten Horizont von letzten Jahr, die kleinen Steine auf dem Weg, die so schnell unter meinen Füssen dahinflitzen, die Sonne und den Wind in der Höhe und den Geruch der Berge. Ich freue mich auf das Treffen mit meinen Wanderkollegen, teils bekannte und teils neue Gesichter, und vor allen freue ich mich auf Patrizia die alles so vorzüglich gut organisiert mit dem Hotel und den Touren. Ich kann jetzt loslassen, vom stark strukturierten Alltag, vom Essen, von Verantwortung, von Terminen. Mein Mann kümmert sich in dieser Woche in den Nächten um unseren behinderten Sohn. Die Heilpädagogische Sonderschule liegt nicht weit von unserem Haus entfernt, und unsere Tagesmami holt unseren Sohn von der Schule ab und kümmert sich liebevoll und verantwortungsvoll um ihn, bis ich wieder um 18:00 Uhr von der Arbeit zu Hause bin.

Wir sind beide Wissenschaftler und haben unseren Beruf nie aufgegeben. Es ist für mich wichtig, meine Gedanken weiter zu lenken von trauriger, unerfüllter Erwartung, von nur sehr langsam Fortschritten, trotz der vielen Therapien und Hilfen, welche wir Gott-sei-Dank unserem Sohn finanziell ermöglichen können. Er kann jetzt Nahrung verdauen ohne zu erbrechen, er kann kurze Abschnitte mit Führung gehen und er kann lachen, Mama und Papa sagen und liebt Musik. Er ist ein feinfühliges Kind mit grosser Tapferkeit. Er erträgt sein Korsett, seine Gehhilfen und die vielen Arztbesuche. Unser Sohn ist jetzt 15. Ich bin stolz auf Sein hübsches Gesicht, seine Zartheit und seinen Humor, jeder hat ihn gern.

Doch jetzt ziehe ich erst einmal den Stecker für eine Woche und das jedes Jahr im Herbst. Ich faste, erlaube meinem Körper Fruchtsäfte, Tee und verdünnte Suppe. Ich geniesse es, mich zu bewegen und die Stimmung der Landschaft. Ich freue mich auf unser Wiedersehen, wenn ich wieder zuhause bin.